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Chaim Noll: „Der Rufer aus der Wüste“ Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben

Chaim Noll: "Der Rufer aus der Wüste" Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben

Wann

12.09.2022    
07:30 pm - 10:00 pm

Wo

Bildungs- u. Begegnungszentrum f. jüd.-christl. Geschichte u. Kultur
Wiesenstr. 62, Reichenbach im Vogtland, Sachsen, 08468

… aus seinem Buch: „Der Rufer aus der Wüste“ 

Wie 16 Merkel-Jahre Deutschland ramponiert haben. Eine Ansage aus dem Exil in Israel.

„Was ist in Deutschland geschehen? Die Demokratie wurde durchorganisiert, gesäubert, ordentlich und überschaubar gemacht. In den so bereinigten Macht­strukturen bedarf es nur noch eines verab­redeten Signals, um eine unliebsame Person durchgängig aus­zuschalten. Unter Ver­vollkommnung versteht man in Deutsch­land fast immer Totalisierung. Die alte Bundes­republik, vierzig Jahre lang von den Ver­tretern gestandener Demokratien­ beaufsich­tigt, war eine Hoffnung, die sich nicht erfüllt hat. Unter der anderthalb Jahrzehnte währen­den Kanzlerschaft einer FDJ-Funk­tio­närin ist Deutschland in seine alten Muster zurück­­ge­fallen. Die heutigen Machthaber, in herme­­tischen Apparaten aufgewachsen, vermissen nichts, für sie ist die Welt in Ordnung, ihre Demokratie perfekt. Es ist von neuem ein System, in dem man wegen einer abweichenden Meinung bestraft und für Mitläufertum belohnt wird.“

Der Rufer aus der Wüste umfasst eine Auswahl von Kommentaren zum deutschen Zeitgeist und Zeitgeschehen, die Chaim Noll zwischen 2018 und 2021 auf Achgut.com veröffentlicht hat.

Aus dem Vorwort

Schon in der DDR begann Chaim Noll, sich mit seinem Jüdischsein auseinan­derzusetzen. Das war aus mehreren Gründen nicht einfach, besonders, weil Israel von der SED als imperialistischer Zionistenstaat galt und Israel­hass zum ideologischen Repertoire der Partei gehörte. Diese Auseinander­setzung schärfte Nolls Blick ungemein. Er profitiert bis heute davon. Wo andere wegschauen, sieht Noll hin. Was er sieht, ist oft genug das, was un­ter den Teppich gekehrt werden soll, weil es das Bild vom heutigen bunten, toleranten Deutschland beeinträchtigen oder gar zerstören würde. Die in der DDR entwickelte Fähigkeit, hinter die Fassade zu schauen und hinter Schimären die Realität zu erkennen und zu benennen, macht Noll heute zu einem der scharfsinnigsten Kritiker des Zeitgeistes und der Politischen Korrektheit. Jeder einzelne Essay dieses Bandes ist ein Beweis dafür. Man kann das Buch deshalb mit großem Gewinn lesen, selbst wenn man glaubt, schon alles über den gesellschaftlichen Zustand in Zeiten abnehmender Demo­kratie zu wissen. Vera Lengsfeld

Klappentext

„Chaim Noll ist ein Hybrid. Deutscher Jude, jüdischer Deutscher, Ossi und Wessi, Israeli mit Migrationshintergrund. Als er vor inzwischen 26 Jahren beschloss, Deutschland zu verlassen und fortan in Israel zu leben, dazu noch mitten in der Negev-Wüste, war das eine Reise ins Exil, zugleich aber auch die Heimkehr in ein Land, das er nur aus der Literatur kannte. Klingt ein wenig umständlich, ist aber so. Jeder Jude tickt anders, aber so gut wie allen gemeinsam ist, dass sie irgendwann keine Lust haben, sich dafür zu rechtfertigen, dass sie Juden sind. Sie sind es leid, gefeiert oder bemitleidet zu werden. Sie wollen ein­fach normal leben. Und Israel ist der einzige Ort auf dieser Welt, an dem das Judesein zur Nebensächlichkeit gerät. Chaim Noll hat sich von seinem Exil-Judentum emanzipiert und ist ein Israeli geworden. Frech und vorlaut, frei von der jüdischen Ur-Angst, das, was ein Jude sagt oder tut, könnte der jüdischen Gemeinschaft schaden. Spaß statt Stress. Noll brauchte eine Weile, um in Israel an­zukommen. Das Leben in der Wüste schärft die Sinne und konzentriert sie auf das wirk­lich Wesentliche. Es lehrt, die Wirklichkeit von den Trugbildern zu unterscheiden. In der Wüste ist der Mensch für sich selbst verantwortlich und sollte nicht unbedingt Hilfe erwarten.

Chaim Noll hat sich das Land schreibend erarbeitet. Seit einer Weile schaut er mit einem veränderten Blickwinkel wieder nach Deutschland und wun­dert sich, was aus diesem Land geworden ist. Was ist seit dem Fall der Mauer vor über 30 Jahren passiert, was in den 16 Jahren unter Angela Merkel? Könnte es sein, dass ‚Deutschsein‘ tatsächlich bedeutet, eine Sache ‚um ihrer selbst willen‘ (Wagner) zu machen, ohne Rücksicht auf die Schäden, welche die Politik anrichtet? – Baruch ha’ba, Chaim, willkommen im neu­en, bunten und diversen Deutschland.“ Henryk M. Broder

Der Autor

Chaim Noll wurde 1954 unter dem Namen Hans Noll als Sohn des Schrift­stellers Dieter Noll in Ostberlin geboren. Er studierte Kunst und Kunstgeschichte in Ostberlin, bevor er Anfang der 1980er Jahre den Wehrdienst in der DDR ver­weigerte und 1983 nach Westberlin ausreiste, wo er vor allem als Journalist arbeitete. 1991 verließ er mit seiner Familie Deutschland und lebte in Rom. Seit 1995 lebt er in Israel, in der Wüste Negev. 1998 erhielt er die israeli­sche Staatsbür­gerschaft. Chaim Noll unter­richtet neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit an der Universität Be’er Sheva und reist regelmäßig zu Lesungen und Vorträgen nach Deutschland.

Eintritt frei! Um eine Spende wird gebeten! 

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