“Auf das Leben!”
Manche Texte sind ganze Lebensgeschichten, manche handeln von Wundern, viele sind Momentaufnahmen aus dem Alltag. Aber was heißt in Israel schon Alltag? Es gibt dort so viele Konflikte und Probleme, wie es unterschiedliche Menschen aus aller Welt gibt – ins Land gekommen seit der ersten und zweiten Alijah, über die Zeit des Holocaust und danach bis hin zu den russischen und osteuropäischen Einwanderungen nach 1990 bis heute. So lernen wir den unbekümmerten, schlaksigen, blonden Jerusalemer Jungen Shilo kennen, der vier Sprachen spricht, aber keine Muttersprache hat und irgendwann Probleme mit seiner kulturellen Identität bekommen wird. “Kolja”, die Titelgeschichte, handelt von dem 21-jährigen Nikolaj R. Er fiel als Sergeant einer Elite-Einheit in Libanon und wurde zweimal beerdigt: in Krasnodar, der Heimatstadt seiner christlichen Mutter, und auf dem russisch-orthodoxen Friedhof in Jerusalem. Chaim Nolls Erzählungen sind Plädoyers für das Leben und sie haben, so ausweglos die geschilderten Situationen auch erscheinen mögen, fast alle ein gutes Ende. Chaim Noll: Kolja. Geschichten aus Israel. Überarb. Neuausgabe, Verbrecher Verlag, 287 S., br., 19 €. (ND) KR