Zum Tod von Walter Laqueur
1921 in Breslau geboren, ist Walter Laqueur am Vorabend der “Kristallnacht” im November 1938 die Auswanderung nach Palästina geglückt. Dort begann er eine Laufbahn als Journalist, Historiker und Experte für ein breites Spektrum von Themen. Am Sonntag ist Walter Laqueur im Alter von 97 Jahren in seiner Washingtoner Wohnung verstorben. Seine Flucht aus Breslau nach Palästina im November 1938 hat ihm eine akademische Ausbildung unmöglich gemacht. Zunächst in einem Kibbuz der links-zionistischen Hashomer Hatzair-Bewegung lebend, hat er ein Studium nach einem Jahr aufgegeben und begann eine Karriere als Journalist. Laqueur hat aus nächster Nähe über die Geburt Israels berichtet, ging jedoch 1950 nach Europa. Dort entfaltete er eine rege Tätigkeit als Reporter, Kommentator und bald auch Buchautor. Ab den 1960er Jahren kamen einflussreiche Lehraufträge und Positionen an Universitäten und Politikinstituten dazu wie bei der Wiener Library in London und dem Center for Strategic and International Studies in Washington, der Brandeis University, der Georgetown University, Harvard, der University of Chicago, Tel Aviv University und der Johns Hopkins University. Laqueur sprach sechs Sprachen fließend. Er arbeitete nach 1953 einige Jahre lang für den insgeheim durch die CIA finanzierten Kongress für kulturelle Freiheit, machte sich aber damals einen Namen als unabhängiger Kopf, der große Zusammenhänge und früh wichtige Trends erkennen konnte. Dazu entwickelte Laqueur Freundschaften mit Zeitgenossen wie dem Historiker George Mosse, mit dem er 1966 das einflussreiche Journal of Contemporary History gründete. (tachles) TS